Alter Jaguar
Alter Jaguar

Die Farbe ist das Erste, was man von einem Auto sieht. Also kommt ihr auch eine große Bedeutung zu. Lange haben wir darüber beraten, wie denn unser Auto lackiert werden solle.

Wieder Schwarz? Oder lieber zweifarbig in Schwarz mit Bordeauxrot abgesetzten Türen und Kotflügeln? Aber zweifarbig sind die Jaguar Mark IV werkseitig nie ausgeliefert worden. Die damals erhältlichen Originalfarben waren: Schwarz,  Ivory (Elfenbein), Suede Green (Grün) – o.k. das ist relativ einfach. Aber dann: Birch Grey – Birkengrau, Battleship Grey – Schlachtschiffgrau, Lavender Grey – Lavendelgrau und Gunmetal – also irgendwie Metallgrau.

Wie, bitte schön, muss man sich diese Farben denn vorstellen? Farbfotos oder –drucke von damals sind rar und wenn vorhanden aber nicht mehr ganz farbecht. Klar, man kann googeln – aber allein für Birkengrau findet man dann mindestens drei total verschiedene Grautöne.  ???

Nun,  letztlich nach vielem hin und her haben wir uns für das helle und freundliche Elfenbein entschieden. Kein Weiß also, sondern mehr eine Cremefarbe.

In der Lackiererei, der Fa. A&N Scholz in Hallstadt, wurden mir dazu mehrere Farbtafeln mit gefühlten 1000 Farbtönen in Briefmarkengröße vorgelegt, unter denen ich mich entscheiden sollte. Gemeinsam haben wir daraus wegen der Qual der Wahl 5 Farbtöne gewählt, von denen zur weiteren Entscheidungsfindung erstmal jeder auf ein etwa postkartengroßes Blech aufgebracht wurde. Bleche habe wir deshalb genommen, um die Farbwirkung durch Anlegen auch an den gerundeten Karosserieflächen beurteilen zu können. Dass dann der finale Entscheidungsprozess sowohl unter Kunst- als auch Tageslicht nochmal nicht ganz einfach war, lässt sich vielleicht erahnen. 

Aus den Einzelteilen wieder ein komplettes Auto zu machen dauerte gefühlt die längste Zeit der ganzen Restauration. So ein Zusammenbau ist nicht dem eines heute gefertigten Wagens zu vergleichen. Damalige Autos waren – obwohl bereits in größeren Stückzahlen gefertigt – keine Serienfahrzeuge nach heutigem Verständnis. Viele Teile wurden montiert und mussten im Verlaufe der Arbeiten wieder abgebaut und erneut verschraubt werden. So wurde es nötig, um diese Aussage mal anschaulich zu belegen, zur Entlüftung der Bremsanlage die Hinterachse wieder auszubauen und um 90 Grad zu drehen, da sich die Entlüftungsschrauben eben nicht an der obersten Stelle der Bremstrommel in ihrer Einbaulage befinden.

Die Originalinstrumente wurden überholt und bis auf die Tankanzeige alle weiterverwendet, ein neuer Kabelbaum gelegt, die Türverkleidungen und Ledersitze aufgearbeitet und das Auto mit einem neuen Himmel und neuen Teppichen ausgestattet.

Viel Arbeit machte auch die Neubeschaffung und der Austausch aller Gummiteile.

Letztlich musste noch ein wenig Druck unsererseits auf den Fertigstellungstermin aufgebaut werden, um nach ziemlich genau 2 Jahren die Restaurierung zu ihrem Abschluss zu bringen.

 

Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden und sind stolz, so ein seltenes und schönes Automobil wieder fahren zu können.